Eines der Highlights unserer Studienfahrt fand bereits am dritten Tag 
unserer Israelreise statt, als uns Avi Primor, langjaehriger 
israelischer Botschafter in Deutschland, zu einem Gespraech in unserem 
Hotel in Jaffa besucht hat.
Primor, ein gebuertiger Tel Aviver und Sohn deutscher und 
niederlaendischer Israelis, war von 1993 bis 1999 israelischer 
Botschafter in Bonn. Primor wird seit dieser Zeit als eine der 
wichtigesten Stimmen im israelisch-deutschen Dialog wahrgenommen. Seine 
hohe Bekanntheit in der bundesdeutschen Oeffentlichkeit erlangte er 
nicht zuletzt durch seine zahlreichen Auftritte in den deutschen Medien 
in seiner Zeit als Botschafter. Die privilegierte Partnerschaft, die 
Israel seit 1994 mit der Europaeischen Union unterhaelt, kann als 
grosser aussenpolitische Erfolg Primors verstanden werden, der 
massgeblich zur Aufnahme der Partnerschaft beigetragen hat.
Nach seiner Zeit als Botschafter kehrte Primor wieder nach Israel 
zurueck und ist heute am Zentrum fuer Europaeische Studien in Herzliya 
taetig.
2010 veroeffentlichte Primor das Buch "Frieden in Nahost ist moeglich". 
Das Thema unseres gestregigen Gespraeches mit Avi Primor waren daher 
auch die aktuellen Chancen fuer einen Friedensprozess zwischen Israel 
und seinen arabischen Nachbarn.
Nach einer Einfuehrung in die Entwicklung des Nahost-Konflikts seit der 
israelischen Staatsgruendung im Jahr 1948, konzentrierte sich unser 
Gespraech auf die aktuelle politische Lage und die Chancen fuer eine 
Aufnahme von Friedensverhandlungen in der nahen Zukunft. Primor vertritt
 die Ansicht, dass ein Friedensprozess in Nahost heute moeglich ist, im 
Gegensatz zur Situation in den 70igern und 80iger Jahren. Nach Primor 
wuerde ein Grossteil der palaestinensischen Bevoelkerung heute 
Friedensverhandlungen mit Israel befuerworten. Der wichtigste Grund fuer
 die Bereitschaft der palaestinensischen Bevoelkerung zur Aufname von 
Friedensverhandlungen liegt vor allem im eigenen Interesse, da auch die 
palaestinensische Seite massiv von einer Normalisierung der 
Verhaeltlnisse profitieren wuerde. Im Bewusstsein des Grossteils der 
israelischen Bevoelkerung wurzelt ein massives Beduerfnis nach 
Sicherheit, das selbstverstaendlich aus den Krisenerfahrungen der 
letzten Jahre, insbesondere der 2. Intifada, resultiert. Auch die 
Mehrheit der Israelis wuerde heute die Aufnahme von 
Friedensverhandlungen befuerworten, sie ist allerdings nach der Ansicht 
Primors genau wie die palaestinensische Seite noch nicht von der Chance 
eines erfolgreichen Friedensprozesses uerberzeugt. Avi Primor schliesst 
seinen Vortrag mit einem nuechternen, aber auch optimistischen Blick in 
die Zukunft: Frieden in Nahost waere heute  moeglich, es bleibt daher 
abzuwarten, ab wann diese neue Chance von beiden Seiten im Konflikt auch
 als solchenwahrgenommen wird.
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