Freitag, 2. März 2012

Ein Tag am Toten Meer

Am Freitag den 2. März stand das Tote Meer und die Judäische Wüste auf dem Reiseplan. Erster Anlaufpunkt sollte En Gedi sein, eine Oase am Rande der judäischen Wüste, eingebettet in das gleichnamige Naturschutzgebiet. En Gedi bedeutet übersetzt „Quelle des Zickleins“ und beherbergt heute seltene Tierarten, darunter Steinböcke und die Palästina-Gazelle. Im Jahr 1953 wurde in der Oase ein Kibbuz gegründet, in dem heute etwa 800 Kibbuznikim hauptsächlich vom Tourismus leben.  Leider konnten wir die Oase nicht besichtigen, da sie wegen Überschwemmungen aufgrund des hohen Niederschlages der letzten Wochen geschlossen war.
Der nächste geplante Programmpunkt war die ehemalige jüdische Festung Massada, die nicht weit entfernt auf einem Tafelberg in der judäischen Wüste thront. Der Legende nach wurde die Festung im Jahr 73 nach Christus von aufständischen Zeloten bewohnt, die wiederum von einer übermächtigen römischen Armee belagert wurden. Im Angesicht der römischen Übermacht begingen die jüdischen Bewohner kollektiven Selbstmord, denn für sie war der Tod als freie Menschen erstrebenswerter als ein Leben unter römischer Herrschaft. So wurde Massada zum Symbol des jüdischen Freiheitswillens, was noch heute im Sprichwort „Massada darf nie wieder fallen“ zum Ausdruck kommt. Zu unserem Bedauern fiel aber auch Massada im wahrsten Sinne des Wortes „ins Wasser“: Die Straße zur ehemaligen Festung wurde von einem reißenden Fluss überflutet, in dem das Regenwasser der letzten Wochen aus den Bergen in das Tote Meer strömte. Es war für den Reisebus unmöglich, den Fluss zu überqueren. Doch das seltene Spektakel tröstete uns wenigstens etwas über den Ausfall hinweg: Wir stiegen aus und konnten die Flut hautnah erleben. Es floss immer mehr Wasser aus den Bergen herunter, sodass der Pegel schnell anstieg und wir letztlich sogar Mühe hatten, wieder einen Weg aus den Wassermassen herauszufinden. So erlebten wir doch noch ein bisschen Abenteuer zur Entschädigung!
Als dann doch wieder alle zum Bus zurück gefunden hatten, ging es weiter nach Qumran. Khirbet Qumran heißt die „graue Ruine“ und ist eine antike Siedlung, deren Ruinen teilweise erhalten sind und vollständig freigelegt wurden. Die Ruinen liegen auf einer Fläche nahe dem Nordwestufer des Toten Meeres und sind von einer beeindruckenden Felslandschaft umgeben. Archäologische Funde lassen auf eine zeitweise Besiedlung seit 800 vor Christus bis zur endgültigen Zerstörung der Siedlung während des jüdischen Krieges 66 bis 70 nach Christus schließen. Seine Bedeutung erhält Qumran durch die Funde antiker Schriftrollen, auch Qumranschriften genannt, in den umliegenden Felshöhlen in den Jahren 1947 bis 1956. Die Funde umfassen circa 15.000 Fragmente aus 850 verschiedenen Schriftrollen, die zwischen 250 vor Christus und 40 nach Christus verfasst wurden. Etwa 200 Schriften enthalten biblische Texte aus dem Tanach, der jüdischen Bibel bzw. dem Alten Testament. Die Qumranschriften stellen somit die ältesten Handschriften mit biblischen Texten dar.
Nach der Besichtigung Qumrans fuhren wir an den Strand des Toten Meeres. Das Tote Meer ist mit 422 Metern unter dem Meeresspiegel der tiefste Punkt der Erde. Berühmt ist das Tote Meer aufgrund seines hohen Salzgehaltes, der bei durchschnittlich 28% liegt (zum Vergleich: das Mittelmeer enthält durchschnittlich 3,8% Salz).Trotz Regen und relativer Kälte wagten sich einige Mutige ins Wasser und wurden mit einem einmaligen Erlebnis belohnt: Sie ließen sich im Salzwasser treiben und rieben sich mit wohltuendem Schlamm ein. Und die typischen Fotos –  im Wasser liegend Zeitung lesen – durften natürlich auch nicht fehlen!
Auf dem Rückweg nach Jerusalem hielten wir noch kurz an einem Aussichtspunkt im Wadi Quelt.  Hier hat man einen atemberaubenden Blick über das Wadi (Tal) und auf das in die Felswand gebaute griechisch-orthodoxe Kloster Sankt Georg.
Insgesamt war der Tag am Toten Meer ein gelungener Ausflug, der durch etwas Abenteuer und Badespaß eine erfreuliche Abwechslung in unser volles Programm brachte!

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