Mittwoch, 22. Februar 2012

Avi Primor

Eines der Highlights unserer Studienfahrt fand bereits am dritten Tag unserer Israelreise statt, als uns Avi Primor, langjaehriger israelischer Botschafter in Deutschland, zu einem Gespraech in unserem Hotel in Jaffa besucht hat.

Primor, ein gebuertiger Tel Aviver und Sohn deutscher und niederlaendischer Israelis, war von 1993 bis 1999 israelischer Botschafter in Bonn. Primor wird seit dieser Zeit als eine der wichtigesten Stimmen im israelisch-deutschen Dialog wahrgenommen. Seine hohe Bekanntheit in der bundesdeutschen Oeffentlichkeit erlangte er nicht zuletzt durch seine zahlreichen Auftritte in den deutschen Medien in seiner Zeit als Botschafter. Die privilegierte Partnerschaft, die Israel seit 1994 mit der Europaeischen Union unterhaelt, kann als grosser aussenpolitische Erfolg Primors verstanden werden, der massgeblich zur Aufnahme der Partnerschaft beigetragen hat.

Nach seiner Zeit als Botschafter kehrte Primor wieder nach Israel zurueck und ist heute am Zentrum fuer Europaeische Studien in Herzliya taetig.

2010 veroeffentlichte Primor das Buch "Frieden in Nahost ist moeglich". Das Thema unseres gestregigen Gespraeches mit Avi Primor waren daher auch die aktuellen Chancen fuer einen Friedensprozess zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn.

Nach einer Einfuehrung in die Entwicklung des Nahost-Konflikts seit der israelischen Staatsgruendung im Jahr 1948, konzentrierte sich unser Gespraech auf die aktuelle politische Lage und die Chancen fuer eine Aufnahme von Friedensverhandlungen in der nahen Zukunft. Primor vertritt die Ansicht, dass ein Friedensprozess in Nahost heute moeglich ist, im Gegensatz zur Situation in den 70igern und 80iger Jahren. Nach Primor wuerde ein Grossteil der palaestinensischen Bevoelkerung heute Friedensverhandlungen mit Israel befuerworten. Der wichtigste Grund fuer die Bereitschaft der palaestinensischen Bevoelkerung zur Aufname von Friedensverhandlungen liegt vor allem im eigenen Interesse, da auch die palaestinensische Seite massiv von einer Normalisierung der Verhaeltlnisse profitieren wuerde. Im Bewusstsein des Grossteils der israelischen Bevoelkerung wurzelt ein massives Beduerfnis nach Sicherheit, das selbstverstaendlich aus den Krisenerfahrungen der letzten Jahre, insbesondere der 2. Intifada, resultiert. Auch die Mehrheit der Israelis wuerde heute die Aufnahme von Friedensverhandlungen befuerworten, sie ist allerdings nach der Ansicht Primors genau wie die palaestinensische Seite noch nicht von der Chance eines erfolgreichen Friedensprozesses uerberzeugt. Avi Primor schliesst seinen Vortrag mit einem nuechternen, aber auch optimistischen Blick in die Zukunft: Frieden in Nahost waere heute  moeglich, es bleibt daher abzuwarten, ab wann diese neue Chance von beiden Seiten im Konflikt auch als solchenwahrgenommen wird.

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