Im Rahmen unserer Studienreise nach
Israel nahmen wir an dem internationalen Forschungsprojekt „Culturepreneurs:
Cultural Entrepreneurs“ von Prof. Dr. Gerd-Michael Hellstern vom Institut für Betriebswirtschaftslehre, Universität Kassel, teil. Das Ziel der Studie ist es, die Kreativwirtschaft von
Berlin, Istanbul und Tel Aviv miteinander zu vergleichen, um herauszufinden,
welche Beweggründe, Motivationen und Einflussfaktoren von Galeriebesitzern sich
auf ein erfolgreiches Galeriemanagement auswirken.
Die Vergleichsstudie basiert
auf einer These der Neuen Ökonomischen Theorie, die besagt, dass wirtschaftliche
Innovationen und Wachstum in den Regionen am höchsten sind, in denen
Kreativität fester Bestandteil einer Gesellschaft ist. Infolgedessen sollen Künstler
aufgrund ihrer hohen Kreativität und innovativen Fähigkeiten im Mittelpunkt der
neuen Kulturindustrie stehen. Kunstgalerien als Unternehmen kanalisieren den
kreativen Output und sind wichtige Akteure für Innovation und Kreativität. Die
Interaktionen zwischen künstlerischen Prozessen und unternehmerischen
Handlungen sollen mit Hilfe von Feldforschung aufgedeckt werden.
Als methodischer Ansatz für
dieses Forschungsprojekt wurde ein standardisierter Fragebogen entwickelt,
welcher im Rahmen von Interviews abgearbeitet wurde. Der Fragebogen bestand sowohl aus
quantitativen als auch aus qualitativen Fragen. Hierzu wurden mehrere "interkulturelle
Gruppen" gebildet - jeweils bestehend aus vier bis sechs Studierenden aus Mainz, Kassel, Ramat Gan
und Haibin - welche die Aufgabe hatten, die Interviews durchzuführen. Es wurden insgesamt
ca. 60 Galerien in die Untersuchung miteinbezogen - teilweise wurde mit den
Galerist_innen selbst gesprochen, teilweise mit den Kurator_innen.
Die zentralen Fragen der
Feldforschung bezogen sich auf die Ziele, die die Galerist_innen mit ihrere Arbeit verfolgen. Worin besteht die
Motivation eine Galerie zu besitzen beziehungsweise zu managen? Wie wichtig ist die Beziehung zu den Künstlern
und Kunden? Welche Rolle spielen Umsatz und Gewinn für eine Galerie? Wie wichtig
ist es, sich an Trends zu orientieren? Welche sind die Schwerpunkte der
jeweiligen Galerien?
Während dieser Feldforschung in Tel Aviv haben wir interessante Einblick in den Kunstmarkt
der Stadt gewonnen. Die Galerien, die wir besucht haben,
beschäftigen sich überweigend mit dem Verkauf und der Ausstellung zeitgenössischer Kunst (Malerei, Zeichnungen, Bildhauerei, Glaskunst und auch Videokunst). Es wurde in vielen der Galerien sowohl mit
Kunstwerken israelischer als auch internationaler Künstler gehandelt. In der
Galerie Litvak beispielsweise, einer bedeutenden Galerien beispielweise, fand zur Zeit unseres Besuches eine Ausstellung über das
künstlerische Schaffen des deutschen Bildhauers Julius Weiland statt. Diese
Galerie verfügt weltweit über einen guten Ruf, der sie besonders attraktiv für
internationale Kunstsammler macht. Auffällig war, dass die meisten
Galerien durch einen internationalen Charakter geprägt sind und sich auf ein
internationales Publikum ausrichten.
Betrachten wir beispielsweise in
der israelischen Kunstszene die Künstlerin Sigalit Landau. Ihre Arbeit besteht
aus mit Salzkristallen bedeckten Skulpturen, die aus Stacheldraht geschaffen
werden, welcher in das Wasser des Toten Meeres getaucht wurde. Landau ist eine
interdisziplinäre Künstlerin, in deren Werk das Thema „Schönheit und Schmerz in
ihrer Heimat“ thematisiert wird. Eine Ausstellung ihrer Zeichnungen konnten wir
uns an der Givon Art Gallery anschauen. Im Gegensatz zu der erstgenannten
Galerie ist die Givon Art Gallery ein Familienunternehmen, das von zwei
Schwestern betrieben wird, die Töchter deutscher Einwanderer sind. Obwohl
beide Managerinnen ursprünglich einen anderen Beruf erlernt hatten, entschieden
sie sich für das Familiengeschäft des Kunsthandels.
Über die Ergebnisse des
Forschungsprojekts sind wir leider noch nicht informiert, denn die Daten der Erhebungen
werden noch von dem Forschungsteam aus Kassel ausgewertet. Ausgehend davon,
dass Kunst ein Spiegel der Gesellschaft ist, konnten wir durch die teilnehmende
Beobachtung bestätigen, dass der Kunstmarkt in Tel Aviv dem jugendlichen Flair
der Stadt entspricht und dass Galerist_innen als Kunstunternehmer_innen genauso innovativ
sind und international ausgerichtet sind wie die boomende israelische Wirtschaft es ist.
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