Donnerstag, 23. Februar 2012

Der iranisch-israelische Konflikt 1/2 - Vortrag von Professor Menashri

Das wohl am meisten diskutierte Thema zur Zeit in Israel ist der Konflikt mit dem Iran, der sich durch die wahrscheinlicher werdende und immer näher rückende Fähigkeit des  Irans einer atomaren Bewaffnung in den letzten Wochen als ständiger Begleiter auf das Leben hier auswirkt. Die öffentliche Diskussion um einen möglichen Erstschlags Israels, um die iranischen Anlagen zur Anreicherung von Uran zu zerstören und somit die Produktion von Atomwaffen zu verhindern bzw. zu verzögern, ist im vollen Gange. Diese in Deutschland gerne als Kriegstreiberei verschriene Diskussion bekommt hier eine ganz andere Bedeutung, da man die Anspannung der Menschen förmlich spüren kann. Gleich in meinem ersten persönlichen Gespräch mit einem jungen Israeli kam das Gespräch auf dieses Thema. Für jeden Einwohner hier in Israel ist die Vorstellung einer nuklearen Bewaffnung des Irans, der dem Staat Israel nicht nur das Existenzrecht abspricht und die Existenz des Staates nicht akzeptiert, sondern in dem die führende Regierungselite, von Staatspräsident Ahmadinedschad bis zum Staatsoberhaupt Ajatollah Chamenei von einer Vernichtung des Staates Israels spricht eine ernsthafte und furchteinflößende Bedrohung seiner eigenen Existenz. Zu diesem Thema erhielten wir eine kurze Einführung durch den führenden Iran-Forscher Professor Menashri, den einige von uns bereits durch seine Gastprofessur an der Uni Mainz kennen und schätzen gelernt haben. Durch sein Wissen und die Erfahrungen durch seinen erstaunlichen biografischen Hintergrund, er lehrte bis zur islamischen Religion als jüdischer Israeli an der Universität in Teheran, ist er zur Zeit ein sehr begehrter Gast für Interviews und Beiträge im Fernsehen und Zeitungen. In seinem Vortrag analysierte Professor Menashri den Konflikt und stellte einen möglichen Lösungsvorschlag vor, den ich nun kurz beschreibe.

Der Konflikt betrifft nicht nur Israel sondern die ganze sogenannte westliche Welt. Die Kombination aus radikale-fundamentalistischem Terrorismus, die Unterdrückung der eigenen Bevölkerung (im Iran werden im Schnitt, seit dem Ausbruch der Demonstrationen 2009 täglich drei Menschen hingerichtet) und einer nuklearen Bewaffnung kann man nicht als nur israelisches Problem darstellen. Die Folgen einer solchen Bewaffnung sind nicht nur ein Problem Israels, sondern auch eine Bedrohung Europas, da das Ziel der islamischen Revolution nicht die Vernichtung Israels war bzw. ist, sondern die Ideologie der Fundamentalisten im Iran die islamische Revolution als noch nicht abgeschlossene Weltrevolution versteht, deren ausgemachter Feind die westliche Welt ist. Zusätzlich würde die Bewaffnung des Irans mit atomaren Waffen die ganze Region verändern, da der Iran damit nicht nur ein Abschreckungspotential schaffen will, sondern auch eine hegemoniale Vorherrschaft in der Region anstrebt. Dies hätte zur Folge, dass die Konkurrenten in der Region (vor allem Ägypten, Saudi-Arabien und die Türkei) sich ebenfalls mit Atomwaffen ausrüsten werden wollen und das kann nicht im Interesse der Weltgemeinschaft sein. Die momentanen Drohungen eines Militärschlages sieht Professor Menashri nur als Abschreckung, da mögliche Folgen fatal wären. In seinen Augen sollte die westliche Welt versuchen, durch Sanktionen Druck auf den wirtschaftlich und innenpolitisch geschwächten Iran ausüben, um dann im Dialog mit den erfahren iranischen Diplomaten eine Lösung zu erreichen. Diese Sanktionen wären nicht nur eine weitere Schwächung für die Wirtschaft des Irans, sondern würden auch den Rückhalt in der Bevölkerung verringern und in Kombination mit einem angestrebter Dialog Israels würde eine Signalwirkung für die iranische Jugend und den Westen entstehen, dass Israel alles versucht einen militärischen Konflikt zu vermeiden. Auf den iranischen Jugendlichen liegt die große Hoffnung, da nur sie das Regime stürzen können, welches durch Repression und Unterdrückung in eine dem Volkswillen entgegengesetzte Richtung regiert. Die Jugend im Iran sorgt sich vor allem um ihre eigene Zukunft und möchte sozialen Wandel und Freiheit. Sie wacht nicht jeden morgen mit dem Gedanken auf, was der eigene Beitrag zur Zerstörung Israels sein, sondern wie man seine Familie ernähren und seine Meinung ohne verfolgt zu werden kundtun kann. Diese Wünsche versucht die Führung in Teheran zu unterdrücken, indem sie das Feindbild Israel heraufbeschwört um die inneren Spannungen zu unterdrücken. Eine mögliche Revolution allerdings könnte durch Sanktionen und einen Dialog zwar beeinflusst, jedoch nie herbeigeführt werden. Darum sind stärkere Sanktionen unvermeidbar, die jedoch leider das Leiden der Bevölkerung steigern, um durch Verhandlungen um eine Lockerung der Sanktionen eine atomare Bewaffnung zu verhindern. Die größten Handelspartner des Irans (Deutschland und Japan) und die westliche Welt sollten also stärkere Sanktionen vornehmen und Israel sollte offen für einen Dialog mit dem Iran sein. Optional wäre natürlich eine Beteiligung der russischen Regierung, die jedoch wirtschaftliche Interessen im Iran verfolgt, jedoch auch kein Interesse an einer atomaren Bewaffnung Irans haben kann, da sie selbst Probleme mit radikalen Islamisten kennt. Auch eine Beteiligung Chinas wäre ein Möglichkeit Druck auszuüben, scheint jedoch sehr unrealistisch, da das einzige Ziel der chinesischen Außenpolitik das eigene Wirtschaftswachstum zu sein scheint und sie sich somit keine Partnerschaften verbauen wollen.

Darum scheint es wohl so, dass ein gemeinsames Vorgehen Israels, Amerikas und der Europäer die realistischste Lösung zu sein scheint, die wünschenswerteste eine Fortführung der 2009 begonnen Revolution, um das faschistische Regime zu stürzen und den Iranern ihre Freiheit zu geben. Zu hoffen bleibt, dass eine friedliche Beziehung zwischen Israel und dem Iran wiederhergestellt werden kann, wie sie vor der Übernahme der radikalen Islamisten bestanden hat.

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