Mittwoch, 22. Februar 2012

Corporate Social Resposibility in Israel

In dem Vortrag berichtete  Amiram Gill über Corporate Social Responsibility (CSR) in Israel. Er ist Leiter der 'Legal Clinic for the Public Interest in Corporate Law' am Academic Center of Law & Business. Zuvor arbeitet Gill als Anwalt  für verschiedene Interessengruppen und Unternehmen in Israel und den USA. In einer  knappen Stunde erläuterte er zunächst kurz das Konzept von CSR  und ging auf die historischen Voraussetzungen ein, unter denen dieses entstanden ist. Anschließend stellte er dar, wie sich CSR im israelischen Kontext gestaltet.

Der Begriff Corporate Social Responsibility (im Deutschen "Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung" bzw. "Unternehmerische Sozialverantwortung") bezeichnet den freiwilligen Beitrag von Unternehmen und Firmen zu einer nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft. Die Idee, die dahinter steckt, ist dass Unternehmen nicht nur gegenüber den Investor_innen und Shareholders eine Verantwortung haben - nämlich die Profitmaximierung -  sondern auch gegenüber den Stakeholders (sprich all denjenigen, die von den Aktivitäten des Unternehmens mittelbar oder unmittelbar betroffen sind).

Das Ergebnis von CSR ist (idealerweise) die Integration von ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Zielen - das Erreichen der 'Triple Bottom Line' (Profit, Planet and People).
Gill betonte allerdings , dass diese Ziele oft im Widerspruch zueinander stehen und es oft nicht möglich ist, Gewinne zu maximieren und gleichzeitig positiven Einfluss auf die Gesellschaft auszuüben.
Ihm zufolge hätte sich zwar heute bei Unternehmen die Einstellung durchgesetzt, dass sie auch eine soziale Verantwortung haben, der sie gerecht werden müssen. Das führe aber nicht immer dazu, dass soziale Ziele tatsächlich umgesetzt würden, so Gill. An dieser Stelle setze auch die generelle Kritik an der Idee des CSR an.

In den USA habe die Diskussion um CSR in den späten 1980er Jahren eingesetzt, etwas später dann auch in Europa. In Israel, sagte Gill, sei CSR ein noch recht junges Konzept und nicht einfach zu implementieren. Er erklärte das damit, dass der Markt in Israel ein geschlossener sei ("closed market"), bei dem die Regeln und Strukturen der Wirtschaft von den zwanzig einflussreichsten Familien bestimmt würden. Mehr CSR Projekte zu fördern, läge gar nicht im Interesse der wirtschaftlichen Hauptakteure; Gleichzeitig sei es so für die verschiedenen Stakeholder (v.a. für die Angestellten) sehr viel schwieriger, Druck auf die Unternehmer_innen auszuüben. In den USA und Europa hingegen sei die Wirtschaft sehr viel offener, die Unternehmen befänden sich i.d.R. nicht im Besitz einzelner Familien und Individualpersonen, sondern von den oft zahlreichen Shareholders, die relativ viel mehr Mitspracherecht hätten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in Israel die Wirtschaftsstruktur im krassen Widerspruch zur Rechtsstruktur steht, die sich am US amerikanischen Modell orientiert. Zwar werden Mitspracherechte, Machtteilung und soziale Verantwortung groß geschrieben, doch lassen sich diese Werte im israelischen Wirtschaftssystem kaum beziehungsweise gar nicht verwirklichen. Israel ist von enormer sozialer Ungleichheit geprägt (im internationalen Vergleich steht es an zweiter Stelle, direkt nach den USA). Zwar machen die Protestbewegungen im letzten Jahr deutlich, wie unzufrieden die Bevölkerung mit dem Status quo ist und das Problem wird den politischen Entscheidungsträgern langsam bewusst. Es wird über Reformen gesprochen, die Wirtschaft soll offener werden – erst am 22. Februar wurde im Parlament darüber diskutiert. Die Frage, ob und wie sich diese Verhältnisse in der Zukunft entwickeln werden, steht aber weiterhin unbeantwortet im Raum. Noch ist also nicht zu erwarten, dass die Mehrzahl der israelischen Unternehmen vermehrt CSR Projekte einführen wird, wie auch Gill betonte.

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