Sonntag, 26. Februar 2012

Besuch der Uni Haifa


Heute hat es uns in die Universitätsstadt Haifa im Norden von Israel verschlagen. Neben akademischen Reizen bietet Haifa Studenten auch einen hohen Freizeitwert, mit dem Mittelmeer auf der einen und einem recht großen Waldgebiet  auf der anderen Seite. Empfangen wurden wir von einer Gruppe israelischer und internationaler Studenten, die uns zunächst ein wenig über das Universitätsgelände führten.
Wir versammelten uns schließlich im Senatsraum der Universität, der sich im 29. Stock befindet, um einige Vorträge anzuhören und mit den Studierenden in den Dialog zu treten. Den Anfang machte der Leiter des Instituts für „Middle Eastern Studies“ der Uni Haifa, der uns von der Einzigartigkeit der Stadt erzählte: In Haifa, so der Experte, lebten Juden und Muslime und was die Israelis gerne als „others“ zusammenfassten, in friedlichem Miteinander. Das Institut beschäftige sich vornehmlich damit, zu untersuchen und zu analysieren, wieso das Zusammenleben der verschiedenen Gruppen gerade in Haifa so gut funktioniert. Es gebe in Haifa daher auch viele Dialogprogramme die Verständigung förderten. So werde zum Beispiel mit muslimischen und jüdischen Jugendlichen Renovierungsprojekte durchgeführt.
Danach erzählte uns die Leiterin des internationalen Programms von verschiedenen Möglichkeiten, in Haifa zu studieren. Diese reichen von Bachelor-, über Masterstudiengänge, zu Ferienkursen für Hebräisch und Arabisch. Wer die rund $9.000 Schulgeld pro Jahr nicht aufbringen könne, habe die Möglichkeit sich auf die zahlreichen Stipendien zu bewerben. Ein weiterer Pluspunkt sei die Kooperation mit lokalen Unternehmen, die es Studenten erleichtere, einen Praktikumsplatz zu finden.
Zuletzt gab es noch einmal die Gelegenheit mit den israelischen und internationalen Studierenden in Dialog zu treten und Fragen zu stellen – nicht nur über das Studium an der Universität von Haifa, sondern auch über das Leben in Israel. Was folgte, war eine Diskussion über Fragen, die für Nicht-Israelis immer wieder von besonderem Interesse sind: Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, Fragen nach gesellschaftlichen Problemen, nach Diskriminierung der arabischen Bevölkerung und nach deren Integration. Die Studierenden betonten, dass die Situation in Haifa eine besondere sei und es zwar auch hier Probleme gebe, diese aber längst nicht so groß seien, wie in anderen Regionen Israels. Besonders an der Universität zeige sich das: Circa 20% der Studierenden seien arabische Israelis, und auch im Lehrkörper und der Administration seien diese vertreten (mit nur circa 5% allerdings längst nicht im gleichen Ausmaß). Das Thema Diskriminierung, so die Student_innen, gehe Hand in Hand mit den Themen Integration und gesellschaftlichen Kluften in Israel. Die Problematik, so sagte ein internationaler Student, sei vielmehr eine Klassenproblematik, als bloß eine Frage nach der religiösen Zugehörigkeit. Ein weiterer Aspekt dieser Problematik, der hier diskutiert wurde, war der Militärdienst und wie dieser sich auf das Leben junger Menschen auswirkt. Eine israelische Studentin sprach sich vehement dafür aus, dass jedeR etwas zur Gesellschaft beitragen solle, sei es Militärdienst oder eine Art gemeinnütziger Dienst. Würden die arabischen Jugendlichen einen dieser Dienste ableisten, dann wäre das ein entscheidender Beitrag ihrerseits zu Integration und gegenseitigem Verständnis.
Es war sehr interessant auch einmal zu hören, was Israelis in unserem Alter über die Lage im Land zu berichten haben. Leider erlaubte es der enge Zeitplan nicht, das Gespräch weiter zu vertiefen.

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