Heute hat es
uns in die Universitätsstadt Haifa im Norden von Israel verschlagen. Neben
akademischen Reizen bietet Haifa Studenten auch einen hohen Freizeitwert, mit
dem Mittelmeer auf der einen und einem recht großen Waldgebiet auf der anderen Seite. Empfangen wurden wir
von einer Gruppe israelischer und internationaler Studenten, die uns zunächst ein
wenig über das Universitätsgelände führten.
Wir
versammelten uns schließlich im Senatsraum der Universität, der sich im 29.
Stock befindet, um einige Vorträge anzuhören und mit den Studierenden in den
Dialog zu treten. Den Anfang machte der Leiter des Instituts für „Middle
Eastern Studies“ der Uni Haifa, der uns von der Einzigartigkeit der Stadt
erzählte: In Haifa, so der Experte, lebten Juden und Muslime und was die
Israelis gerne als „others“ zusammenfassten, in friedlichem Miteinander. Das
Institut beschäftige sich vornehmlich damit, zu untersuchen und zu analysieren,
wieso das Zusammenleben der verschiedenen Gruppen gerade in Haifa so gut
funktioniert. Es gebe in Haifa daher auch viele Dialogprogramme die
Verständigung förderten. So werde zum Beispiel mit muslimischen und jüdischen
Jugendlichen Renovierungsprojekte durchgeführt.
Danach erzählte
uns die Leiterin des internationalen Programms von verschiedenen Möglichkeiten,
in Haifa zu studieren. Diese reichen von Bachelor-, über Masterstudiengänge, zu
Ferienkursen für Hebräisch und Arabisch. Wer die rund $9.000 Schulgeld pro Jahr
nicht aufbringen könne, habe die Möglichkeit sich auf die zahlreichen
Stipendien zu bewerben. Ein weiterer Pluspunkt sei die Kooperation mit lokalen
Unternehmen, die es Studenten erleichtere, einen Praktikumsplatz zu finden.
Zuletzt gab es noch
einmal die Gelegenheit mit den israelischen und internationalen Studierenden in
Dialog zu treten und Fragen zu stellen – nicht nur über das Studium an der
Universität von Haifa, sondern auch über das Leben in Israel. Was folgte, war eine
Diskussion über Fragen, die für Nicht-Israelis immer wieder von besonderem
Interesse sind: Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, Fragen nach gesellschaftlichen
Problemen, nach Diskriminierung der arabischen Bevölkerung und nach deren Integration.
Die Studierenden betonten, dass die Situation in Haifa eine besondere sei und es
zwar auch hier Probleme gebe, diese aber längst nicht so groß seien, wie in
anderen Regionen Israels. Besonders an der Universität zeige sich das: Circa
20% der Studierenden seien arabische Israelis, und auch im Lehrkörper und der
Administration seien diese vertreten (mit nur circa 5% allerdings längst nicht
im gleichen Ausmaß). Das Thema Diskriminierung, so die Student_innen, gehe Hand
in Hand mit den Themen Integration und gesellschaftlichen Kluften in Israel. Die
Problematik, so sagte ein internationaler Student, sei vielmehr eine
Klassenproblematik, als bloß eine Frage nach der religiösen Zugehörigkeit. Ein
weiterer Aspekt dieser Problematik, der hier diskutiert wurde, war der
Militärdienst und wie dieser sich auf das Leben junger Menschen auswirkt. Eine
israelische Studentin sprach sich vehement dafür aus, dass jedeR etwas zur
Gesellschaft beitragen solle, sei es Militärdienst oder eine Art gemeinnütziger
Dienst. Würden die arabischen Jugendlichen einen dieser Dienste ableisten, dann
wäre das ein entscheidender Beitrag ihrerseits zu Integration und gegenseitigem
Verständnis.
Es war sehr
interessant auch einmal zu hören, was Israelis in unserem Alter über die Lage
im Land zu berichten haben. Leider erlaubte es der enge Zeitplan nicht, das
Gespräch weiter zu vertiefen.
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