Samstag, 25. Februar 2012

Ein Mainzer am See Genezareth

Heute sind wir zu Besuch bei Pater Zacharias in Tabga. Tabga ist der Legende zu Folge der historische Ort, an welchem Jesus das Wunder der Brotvermehrung vollzogen hat. In der Bibel ist nämlich die Sprache von einem „Ort mit viel Gras und Wasser“. Aufgrund von sieben Quellen ist die Gegend um Tabga herum sehr grün und diese biblische Beschreibung trifft zu.  Mittlerweile besuchen die an diesem Ort entstandene Brotvermehrungskriche mit Bodenmosaiken aus dem 4. bis 6. Jahrhundert, die nach der Zerstörung durch die Perser erst wieder in den 80iger Jahren des letzten Jahrhunderts entdeckt wurden, pro Tag 50 – 70 Reisebusse mit ausländischen Touristen und Pilgern. Hier am See Genezareth hat sich ein deutscher Benediktinerorden (fünf aktuelle Mitglieder) angesiedelt und Pater Zacharias ist 2006 dazu gestoßen.

Vorher war er Gemeindepfarrer in Mainz Mombach/Gonzenheim sowie 15 Jahre lang Stadtdekan von Mainz. Weil sich nach 70jähriger Berufszeit langsam der Ruhestand ankündigte, er aber das Gefühl hatte, dass noch eine Aufgabe auf ihn wartete, bat er Kardinal Lehmann 2005 ihn für ein Jahr zu beurlauben. Daraufhin fuhr er nach Israel, welches er durch mehrere Pilgerfahrten, die er seit 1968 geleitet hatte, gut kannte und schon einige Kontakte geknüpft hatte. Er beschreibt es so, dass er sich während dieser zahlreichen Reisen in das „Land verliebt“ hatte. Nach diesem einen Jahr, welches er bei den Benediktinern verbracht hatte, war er zu der Gewissheit gekommen, dass er hier bleiben wollte. Deshalb absolvierte er ein einjähriges Noviziat in Jerusalem und lernte dort hauptsächlich die Benediktinerregeln (u. a. ora et labora). Am Ende stand eine Vereidigung für zunächst drei Jahre und 2011 entschied er sich dazu, sich dem Orden und Tabga auf Lebenszeit zu verpflichten.

Der Tagesablauf eines Benediktinermönches sieht wie folgt aus:
                05:30     Start des Tages
                05:45     Morgengebet
                06:30     Eucharistiefeier
                               Arbeit
                12:00     Mittagsgebet und –essen
                               Arbeit
                18:00     Vesper
                20:00     Abendgebet

Arbeit bedeutet hier sowohl die Beschäftigung mit dem Alten und Neuen Testament als auch die individuelle Aufgabe, die jeder Mönch für die Gemeinschaft übernimmt. Pater Zacharias kümmert sich hauptsächlich um die Ordnung und Organisation der Kirche. Er koordiniert also die einzelnen Pilgergruppen, die auf speziellen Versammlungsplätzen auf dem Gelände Gottesdienst feiern möchten, und trägt Sorge dafür, dass die Ordnung der Kirche gewahrt wird. Da es in eigentlichen Sinne keine christliche Gemeinde in dieser Region gibt, fällt die klassische Gemeindearbeit weg.

Dafür gibt es auf dem Gelände des Klosters eine jüdisch-muslimische Begegnungsstätte. Die Benediktiner stellen quasi den „neutralen Boden“ zur Verfügung, die Gruppen versorgen und integrieren sich aber weitgehend selbst, da man nicht den Anschein eines Missionierungsversuches erwecken darf und will.

Nach dem Gespräch mit Pater Zacharias besteht die Möglichkeit die Brotvermehrungskirche und die Bodenmosaike eigenständig anzuschauen. Leider ist die Kirche, wie der Pater schon berichtet hatte, von Touristen überlaufen.

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