Montag, 27. Februar 2012

Der iranisch-israelische Konflikt 2/2 - Vortrag von Eitan Ben Elyahu

Nachdem wir letzte Woche bereits einen Vorschlag zur Lösung des aktuellen Konfliktes mit dem Iran behandelt haben, war heute ein pensionierter Generalmajor und ehemaliger Kommandeur der israelischen Luftstreitkräfte Eitan Ben Elyahu für einen Vortrag zu Gast, um uns die militärische Position in dieser Konfrontation einerseits und seine ganze eigene Wahrnehmung der Situation andererseits vorzustellen. Im Gegensatz zu Professor Menashris ist er der Auffassung, dass wirtschaftliche Sanktionen alleine nicht ausreichen. Er ist der Meinung, dass ein weiteres Beharren nur auf diesen Sanktionen zur Folge hätte, dass der Iran weiter an der Atombombe bauen könne. Und das, so machte er deutlich, müsse unbedingt verhindert werden.

Im Gegensatz zu früheren Bedrohungen durch atomare Aufrüstung in der Region (im Irak und in Syrien) besitze das iranische Atomprogramm eine vielfältigere Infrastruktur, eigene Uranmienen und viele in das Projekt involvierte Wissenschaftler, welche sich mit dem Atomprogramm beschäftigen. Dadurch sei es für das israelische Militär nicht möglich, das Programm durch gezielte Kommandomissionen oder Luftschläge zu bekämpfen, wie dies in Syrien und im Irak in der Vergangenheit der Fall gewesen sei. Es benötige eine längere Phase von Luftangriffen, um die vor allem unterirdisch gelegenen Anlagen zu zerstören. Selbst wenn dies technisch möglich wäre, so seien die Erfolgsaussichten auf einen schnellen Erfolg sehr gering und Israel bräuchte langfristige internationale Unterstützung. Vor diesem Hintergrund fordert Eitan Ben Elyahu, dass eine Drohkulisse aus einer Kombination aus Militär und wirtschaftlichen Sanktionen durch mindestens zwei bis drei Akteure gegenüber dem Iran aufgebaut werde, um das Regime im Iran durch gleichzeitige diplomatische Kontaktaufnahme zu Zugeständnissen zu bringen. Dies könne nur durch mehrere Verbündete geschehen, denn sollte die Drohung nicht stark genug sein, um den Iran entweder direkt oder nach einigen Militärschlägen zu Zugeständnissen zu bringen, werde das Regime gestärkt durch diesen Konflikt hervorgehen. Eine Drohkulisse könnte durch eine Seeblockade und die Positionierung von Streitkräften geschehen. Hierbei sollte man jedoch, ähnlich wie in der Kuba-Krise, direkt diplomatische Verbindungen aufnehmen, um durch dieses Drohpotential zu Verhandlungen zu kommen. 
Dieser militärische Vorschlag ist, aus meiner Sicht, für die israelische Führungselite eher gemäßigt und bezeichnend für ehemalige und ältere Militärs in Israel. Die aktuelle Führungselite dagegen scheint, entweder aus diplomatischen-rhetorischen Gründen (als Abschreckung gegenüber dem Iran, innenpolitischer Profilierung oder um zu testen, ob die USA dazu bereit sind diesen Kurs zu unterstützen) oder aus der eigenen Überzeugung, direkte militärische Operationen zu bevorzugen. Mir scheint auch, dass die Mehrheit der israelischen Bevölkerung dem nicht abgeneigt ist. Hiergegen wirkt der Vorschlag einer Drohkulisse besser, berücksichtigt allerdings auch nicht, inwieweit eine solche einen Einfluss auf den Konflikt der arabischen Länder mit Israel hat und inwieweit er das Regime im Iran in der Unterdrückung seiner eigenen Bevölkerung stärkt. Außerdem haben solche Drohkulissen nicht selten zu Kriegen geführt, die eigentlich kein Beteiligter wollte (beispielsweise der erste Weltkrieg) und gerade potentielle militärische Partner müssen sich die Frage stellen, ob sie ein solches Risiko eines Kriegsausbruches mit dem Iran eingehen wollen.


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